Leewellenflug am 31. 10.1968 am Deister von W. Reinhardt
(Quellen: Reinhardt, Lindemann,
Georgii).
Wetterlage:
Das Leewellenfluggebiet befand sich an der Südflanke eines ausgedehnken
Tiefdrucksystems, das sich vom Atlantik westlich Irlands bis zum Nordmeer
erstreckte. In der kräftigen SW-Strömung wurden am Boden Winde
von 15 bis 20 kn aus 220° gemessen, die mit der Höhe allmählich
auf 245° drehten und sich auf 45 kn verstärkten. Die Schichtung
war annähernd trockenadiabatisch mit einer Inversion in 1200 m. In
gut 5000 m Höhe fielen Temperatur und Taupunkt zusammen, was hier
zur Ausbildung von Lenticulariswolken führte.
Flugbeobachtungen:
Das bekannte Leewellensteiggebiet am Deister etwa 3 km nördlich
von Barsinghausen wurde im Schleppflug in 1200 m erreicht. Die Vertikalgeschwindigkeit
betrug hier 3 m/s. Oberhalb von 2400 m ließ die Steiggeschwindigkeit
allmählich nach, und lag in 5400 m bei etwa 1 m/s. Mit der Ausbildung
einer neuen Lenticularis verstärkte sich die Vertikalgeschwindigkeit
auf 1,7 m/s. Abgebrochen wurde der Flug wegen der großen Kälte
(-30°C) in knapp 7800 m bei etwa 1,5 m/s Steigen.
Lindemann rekonstruierte den Stromlinienverlauf
dieses Tages mit Hilfe eigener Wolkenbeobachtungen von Hannover aus und
durch Befragen der Piloten. Danach betrug die Wellenlänge etwa 14
km, die maximale Vertikalgeschwindigkeit im Lee des Deisters lag in etwa
2000 m bei ca. 3,4 m/s. In etwa 8000 m betrug sie immer noch 1,5 m/s. Radarwindmessungen
zeigten, daß Leewellenbildung noch 60 km im Lee des Deisters vorhanden
sein mußte. Die Vertikalgeschwindigkeit betrug hier dann maximal
1 m/s.
Höhen von über 3000 m wurden am Deister bereits vielfach
erflogen, über 5000 m wurden von K. Eichler am 9.12.1964 mit 6300
m und von H. Steube am 11.10.1964
mit 5500 m überschritten.
Die Deisterwelle ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Verstärkung
interner Schwerewellen durch Resonanz. Verdeutlicht werden kann dieses
durch die Abbildung unten, die die orographischen Gegebenheiten des Süntel-Deister-Wellenfluggebietes
bei Südwestströmung zeigt und die Position der sich dabei bildenden
Steigzonen der Leewellen enthält. Die Verstärkung der Leewellen
mit der Strömung zeigt anschaulich das ... Barogramm eines Segelfluges
von K. Eichler am 11.10.1964 (Hier nicht veröffentlicht, siehe Originalbericht).
Abb.: Vertikalschnitt durch das Süntel-Deister-Leewellengebiet
auf der Linie Bösingfeld-Barsinghausen (Überhöhung 1:10).
Mit den Ziffern 1 bis 3 sind die Positionen der Steigzonen bei SW-Strömung
bezeichnet.