Leewellenbeobachtungen im Weserbergland. -Einige Beispiele
[Detlef Müller]
(Hier als Auszug aus: Meteorologische Rundschau, 36. Jgg. (1983), Heft 3, S. 166ff)

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Leewellenflug am 31. 10.1968 am Deister von W. Reinhardt
(Quellen: Reinhardt, Lindemann, Georgii).

Wetterlage:
Das Leewellenfluggebiet befand sich an der Südflanke eines ausgedehnken Tiefdrucksystems, das sich vom Atlantik westlich Irlands bis zum Nordmeer erstreckte. In der kräftigen SW-Strömung wurden am Boden Winde von 15 bis 20 kn aus 220° gemessen, die mit der Höhe allmählich auf 245° drehten und sich auf 45 kn verstärkten. Die Schichtung war annähernd trockenadiabatisch mit einer Inversion in 1200 m. In gut 5000 m Höhe fielen Temperatur und Taupunkt zusammen, was hier zur Ausbildung von Lenticulariswolken führte.

Flugbeobachtungen:
Das bekannte Leewellensteiggebiet am Deister etwa 3 km nördlich von Barsinghausen wurde im Schleppflug in 1200 m erreicht. Die Vertikalgeschwindigkeit betrug hier 3 m/s. Oberhalb von 2400 m ließ die Steiggeschwindigkeit allmählich nach, und lag in 5400 m bei etwa 1 m/s. Mit der Ausbildung einer neuen Lenticularis verstärkte sich die Vertikalgeschwindigkeit auf 1,7 m/s. Abgebrochen wurde der Flug wegen der großen Kälte (-30°C) in knapp 7800 m bei etwa 1,5 m/s Steigen.

Lindemann rekonstruierte den Stromlinienverlauf dieses Tages mit Hilfe eigener Wolkenbeobachtungen von Hannover aus und durch Befragen der Piloten. Danach betrug die Wellenlänge etwa 14 km, die maximale Vertikalgeschwindigkeit im Lee des Deisters lag in etwa 2000 m bei ca. 3,4 m/s. In etwa 8000 m betrug sie immer noch 1,5 m/s. Radarwindmessungen zeigten, daß Leewellenbildung noch 60 km im Lee des Deisters vorhanden sein mußte. Die Vertikalgeschwindigkeit betrug hier dann maximal 1 m/s.
Höhen von über 3000 m wurden am Deister bereits vielfach erflogen, über 5000 m wurden von K. Eichler am 9.12.1964 mit 6300 m und von H. Steube am 11.10.1964 mit 5500 m überschritten.
Die Deisterwelle ist ein ausgezeichnetes Beispiel für die Verstärkung interner Schwerewellen durch Resonanz. Verdeutlicht werden kann dieses durch die Abbildung unten, die die orographischen Gegebenheiten des Süntel-Deister-Wellenfluggebietes bei Südwestströmung zeigt und die Position der sich dabei bildenden Steigzonen der Leewellen enthält. Die Verstärkung der Leewellen mit der Strömung zeigt anschaulich das ... Barogramm eines Segelfluges von K. Eichler am 11.10.1964 (Hier nicht veröffentlicht, siehe Originalbericht).


Abb.: Vertikalschnitt durch das Süntel-Deister-Leewellengebiet auf der Linie Bösingfeld-Barsinghausen (Überhöhung 1:10). Mit den Ziffern 1 bis 3 sind die Positionen der Steigzonen bei SW-Strömung bezeichnet.