Leewellenflug im Raum Thüringer Wald vom 29.12.07
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Klaus-Peter Merboth und Burkhard Linke,  Rudolstadt-Groschwitz
In der Wellenflug-Warnung war ja von Erlando eine günstige Wetterentwicklung für den 29.12.07 für den Thüringer Wald angekündigt worden. Somit haben wir es mit unseren C-Falken gegen 13 UHR (Ortszeit) erstmalig versucht. Der erste Start dauerte 10 min, das "Luft-Rodeo" war beeindruckend. In Startrichtung waren die Rotoren sehr intensiv.
Gegen 13.30 Uhr erfolgte der 2.Versuch, jetzt wurde die Situation in Richtung Norden bis FP Alkersleben und nach Westen bis hinter den FP Pennewitz erkundet. Das Steigen war in Höhen bis 1200 m an verschiedenen Stellen nachweisbar, aber nicht ergiebig. Für die typische Lee-Welle des Thüringer kam der Wind zu sehr aus Süd (220-240 Grad).
Um 15 UHR führten wir einen weiteren Flug durch. Wir hatten vom Flugplatz aus bereits seit Mittag eine beeindruckende und sehr gut strukturierte Wolkenformation über Saalfeld / Kulm beobachtet. Diese sollte jetzt das Ziel sein - ihrer Entfernung zum Flugplatz betrug ja nur ca. 10 km. Die Ausdehnung der Wolke reichte etwa von Unterwellenborg bis nach Rudolstadt-Schwarza (ehemaliges CFK) und wurde durch den Kulm (ca 470 m Höhe) ausgelöst. Bei betont südlicher Strömung (um 200-230 Grad) bilden sich im östlichen Thüringer Wald Wellenformationen aus. Wir haben dies schon mehrfach beobachtet, aber bisher nicht erflogen. Heute sind wir in 700 m über dem Saalfelder Bahnhof eingestiegen und sind auf 1400 m gestiegen. Dabei war das Steigen zwischen 1 und 3 m/s  (Leerlauf) sehr konstant und ruhig. Leider mussten wir 16.30 Uhr wetterbedingt abbrechen. Ein weiteres stabiles Steigen wäre sicher möglich gewesen.
Für uns Rudolstädter war jetzt klar, das "Wellen-Fliegen" scheint nicht nur von der optimalen Windrichtung abzuhängen. Bei anderen Windrichtungen sind hier auch territorial begrenzte Wellensysteme sehr effektiv nutzbar.


Info Michael Krannich, SFC Crawinkel:
Erprobung der Leewelle aus der Crawinkeler Winde - leider riss in 550 m über Grund die Sollbruchstelle, sodass nur kurzzeitig in laminarer Strömung geflogen werden konnte

Bericht Michael Krannich, SFC Crawinkel

Datum: 29.12.2007
Zeitbezugssystem:  UTC
Startzeit: 09:07
Landezeit: 09:16
Startort: Crawinkel
Höhenbezugssystem: QNH
Flugzeugtyp: DG-101G      ggfs. Spannweitenangabe: 15m
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Bodenwindrichtung: ca. 220°
Bodenwindstärke: 30-35kt
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Einstieg in die Welle:  ca. 950m MSL          Wann? direkt im Windenschlepp Wo? genau überm Flugplatz Crawinkel
Einstieg aus: Winde
Einstieg in Höhe: ca. 950m MSL
Steigwerte: max. 0,2 m/s im Laminaren
Erreichte Höhe: 1050m MSL  Wann? kurz nach dem Ausklinken Wo? direkt über Platz Crawinkel
Ausdehnung des Steiggebietes: konnte nicht erflogen werden  Zeitlich? leider zu schnell verloren
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Höhenwindrichtung: 220-230°
Höhenwindstärke: 40kt
Temperaturangaben (Inversionen?):
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Freie Schilderung:
Wir, der Segelflugclub Crawinkel wollten schon lang den Einstieg in die ThüWa-Welle aus unserer Winde erproben. Leider fehlte uns in diesem Jahr bisher die Gelegenheit. Nach den optimistischen Vorhersagen von Erland organisierten wir den Flugbetrieb für Samstagmorgen. Es waren 2 Flugzeuge aus unserem Verein, sowie 4 weitere von Jena am Start.
Ich startete 9:07 an der Winde. Es war ein ziemlich wilder Start, bis auf ca. 400 m über Platz, danach wurde es ruhig. Die Schleppgeschwindigkeit war leider so hoch, dass die Sollbruchstelle riss.
Direkt überm Platz ging es mit max. 0,2 m/s im Laminaren hoch. Versuche, besseres Steigen zu finden schlugen fehl, sodass ich ca. 1-2 km südlich des Platzes in ca. 350 m über Platz in die Rotoren abgesunken bin und kein Steigen mehr finden konnte. Landeanflug war sehr ruppig, aber aufgrund von Hindernissfreiheit um den Flugplatz Crawinkel absolut problemlos.
Die Front kam dann viel schneller als erwartet über die Berge gezogen, sodass die weiteren Starts ebenfalls erfolglos blieben.
Charakteristische Lentis standen ab ca. 4:00 Uhr Ortszeit direkt über dem Flugplatz, haben sich aber leider kurz nach Sonnenaufgang rasch aufgelöst.
Für uns war es eine sehr wichtige Erfahrung, zu sehen, dass wir aus der Winde ins laminare Steigen kommen können.
Es wurden Höhen um 600 m an der Winde erreicht, aber leider machten die Sollbruchstellen dem Spass ein frühzeitiges Ende, sonst wären schätzungsweise bis zu 700m Schlepphöhe drin gewesen.