Leewellen-Beobachtung vom 13.11.02 im Raum Bad Gandersheim
[Jörg Dummann]

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Downloads: IGC-Datei Flug Jürgen Bertram / Steven Dehne  IGC-Datei Flug Jürgen Bertram / Rolf Dehne

Beobachtungen auf der Fahrt von Kassel zum Platz Gandersheim (7:45 - 9:00 MEZ):

Föhnlücken im Lee des Kasseler Habichtswaldes und im Werratal (Lee des Kaufunger
Waldes) , von da aus hohe Lentis (Harz oder S bzw. SE davon) zu sehen.

Im Leinetal nördlich Northeim, Lenti in 3 Niveaus


Standort: A7 Nähe Abf. Northeim Nord, Blickrichtung NNE


Standort: A7 Abf. Echte, Blickrichtung WSW (in der rechten Bildhälfte ist - leider nur schlecht - der dreistöckige Lenti - bei Northeim nun von der Rückseite zu sehen.

A7 Abf. Echte hier markiert eine niedrige, ausgedehnte flache Wolke ortsfest den Standort der Welle, die wir schon des Öfteren erflogen haben

Wunderschöne, mächtige, vielschichtige Lentis im Harzlee (leider ist die Foto- bzw. Scan-Qualität so schlecht, daß eine Wiedergabe hier nicht lohnt).


Standort: Flugplatz Bad Gandersheim, Blickrichtung NE


Blick vom Hang "in den Wind" nach S

Flugbericht:

Jürgen Bertram, Rolf und Steven Dehne sowie ich waren mit zwei Flugzeugen (Twin III und Foka) über den Zeitraum von ca. 13:30 Z bis 17:30 Z in der Luft.

Leider war "unsere" Wolke (Richtung Echte) verschwunden, als wir starteten. Der kleine Hang bei Echte ging bis 700 m QFE Gan, z.T. auffallend großflächig, bis weit ins Tal (Wind in 500 m hier 185° 53 km/h).

Aber es beschränkte sich dann leider doch nur auf den Hangaufwind.
Dann kam Kaltluft (wie von Erland prognostiziert) offenbar in mehreren Schwallen herein (ca. 15:00/30Z), mehrere Schauerlinien überdauerten wir am Hang. Der Harz war anscheinend jetzt ganz zu. Danach gab es nur noch Hangwind/Thermik - Gemisch. (Wind später weiter westlich drehend und deutlich zunehmend)

Ein Fall von hochreichendem Hangwind?

Ausschließlich in der aus dem Jahre 1939 stammenden Dissertation von Joachim Küttner bin ich bisher auf eine konkrete Angabe zu den im reinen Hangflug erreichbaren Höhen gestoßen: er gibt etwa zweifache Hanghöhe an. Dieser Wert ist in Anbetracht der besseren heutigen Flugzeugleistungen sicher auf das zweieinhalb bis dreifache der Hanghöhe zu erhöhen.
Als Auslösebedingungen für "hochreichenden Hangwind" an Hängen der betrachteten Größenordnung hielt Joachim Küttner damals fest: Überschreiten eines Schwellenwertes beim Höhenwind von 40 km/h, eine oder mehrere Inversionen (auch unter 1.000 m). In einer solchen Situation seien Höhen bis zum 10 und 15fachen der Hanghöhe auszufliegen.

Bei den Hangflügen vom 13.11.02 wurde eine Maximalhöhe von 700 m QFE Flugplatz Bad Gandersheim erreicht. Der Platz liegt ca 240m über dem Meeresspiegel. Es ergibt sich somit eine maximale Flughöhe von ca. 950 m MSL. Diese Höhe ist ohne Einfluß der mit dem späteren Kaltluftzufluß auftretenden Thermik erflogen worden.

Der Kamm des beflogenen Hanges ("Kahlberg") hat in ca. 300 m NN ein Hauptniveau, das sich in der Summe über ca. 1,5 km Länge erstreckt. Ca. 1 km Hangstrecke liegt zwischen 250 und 300 m NN und ca 800 m des Kammverlaufes liegen zwischen 300 und 360 m NN. Es wird grob eine mittlere Hanghöhe von 300 m NN angenommen.


Längsschnitt entlang des Hangkammes, Lage s. Abb.u.

Das Niveau des luvwärtigen Hangvorlandes liegt in Talmitte bei ca. 130 m NN, über größere Bereiche auch höher und steigt über eine längere Strecke sanft zum Hang hin an. Die Höhe des Vorlandes wird grob mit ca. 150 m angenommen.


Querschnitt in Richtung der Hangnormalen, Lage s. Abb.u.

Der Hang erhebt sich somit ca. 150 m über die Umgebung. Dies ist allerdings ein sehr grober, mit einiger Willkür festgelegter Schätzwert, der wohl auch kaum objektiv und genau zu bestimmen ist.

Die maximale Flughöhe an diesem Tag liegt also ungefähr 650 m über dem angenommenen Kamm-Hauptniveau von 300 m NN. Ausgehend von einer durchschnittlichen relativen Höhe von 150 m hat der Hang an diesem Tag bis zu einem 4,3fachen dieses Wertes nutzbaren Aufwind geliefert. (Ausgehend von der Gipfelhöhe des Hanges mit 370m (ca. 220 m über Umgebung), ergibt sich eine maximale kammrelativen Flughöhe von 580 m, was etwa der 2,6fachen relativen Hanghöhe entspräche.). Deutlich war festzustellen, daß mit dem Einfließen der Kaltluft (ab ca. 14:00/14:30 MEZ) 200 - 300 m weniger an Flughöhe zu erreichen waren.

Trotz der nur außerordentlich vagen Aussagefähigkeit dieser Werte, kann m.E. davon ausgegangen werden, daß an diesem Tage die an dem Hang normalerweise möglichen Maximalhöhen erflogen wurden. Ein zweifelsfrei zu konstatierender Fall von "hochreichendem Hangwind" liegt nicht vor. Die Bedingung bzgl. der Stärke des Höhenwindes ist erfüllt, Inversionen waren nicht zu beobachten. Im Meininger 12 Uhr-Temp finden sich in geringer Höhe zwei durch eine Isothermie verbundene Inversionen, die insgesamt eine recht mächtige stabile Schicht bilden. Diese ist zeitgleich im Bergener Temp nicht vorzufinden. Von Süden (Meiningen) nach Norden (Bergen) sich verstärkend ist in diesem Höhenbereich eine Winddrehung von 30° bzw. mehr als 50° zu beobachten.

Darstellung des ersten Fluges (Jürgen Bertram / Steven Dehne):


Vertikaler Schnitt durch den Flugwegverlauf, Blickrichtung hangparallel von +/-E


Barogramm


Variogramm

Darstellung des zweiten Fluges (Jürgen Bertram / Rolf Dehne):


Vertikaler Schnitt durch den Flugwegverlauf, Blickrichtung hangparallel von +/-E


Barogramm


Variogramm